Poetin    Maria    Schiffner

Zeitkritisches








 

Die arme Elfe


So einen langen, harten Winter wie dieses Jahr hatte es schon lange nicht gegeben, aber jetzt schien seit Tagen die Sonne. Deshalb wollte der Förster Rothard einmal nach der Osterglockenwiese bei Reinartzhof schauen, wo die Blumen immer zuerst blühten. Als er aber hinkam, erstarrte er fast vor Schreck und Ärger. Alles zertrampelt, Blüten abgerissen, ja sogar mit den Knollen ausgegraben und hingeworfen. Ein Bild des Grauens! Was für böse Leute mussten da am Werk gewesen sein! Traurig setzte sich er Förster auf einen Stein und schaute über die Wiese hin. Da sah er zwischen abgerissenen Blüten etwas wie einen Schmetterling herauskriechen. Plötzlich entdeckte er auch ein winziges Gesichtchen und da wusster er gleich, dass es eine Elfe war. Er ging hin und half dem winzigen Wesen heraus.

"Das war schrecklich, Förster Rothard, so eine wüste Horde, die Blumen sind aller zerstört und ich habe jetzt keine Heimat mehr", klagte die Elfe. "Sei nicht trauriig, ich nehme dich mit zu einer anderen Wiese, wohin keine Menschen kommen, weit weg von allen Wegen. Manchmal schämt man sich, ein Mensch zu sein, wenn man so etwas ansehen muss."

"Warte, ich muss etwas mitnehmen", sagte die Elfe, suchte eine Weile zwischen den abgerissenen Blumen und holte dann ein kleines weisses Blättchen hervor. "Siehst du, es war ganz schwarz und jetzt ist es wieder ganz blank. Es färbt sich nämlich dunkel, wenn böse Menschen in der Nähe sind", sagte die Elfe zum Förster, der sich darüber sehr wunderte.

Er setzte die Elfe wie einen Schmetterling auf seine Hand und ging mit ihr ganz tief in den Wald hinein bis er zu der versteckten Blumenwiese kam. "Gefällt es dir hier, Elfchen?" fragte er. "Oja, hier möchte ich bleiben", sagte die Elfe.

Da nahm der Förster Abschied, aber als er ein Stück gegangen war, rief ihn die Elfe noch einmal zurück: "Förster Rothard, möchtest du nicht auch ein solches Blättchen haben, das dir immer sagen würde, ob ein Mensch gut oder böse ist?" "Ach, wenn das möglich wäre, würde es viel helfen."

Da hauchte die Elfe auf das Blättchen und plötzlich waren es zwei. Eines gab sie dem Förster, der sehr dafür dankte.

Erst später überlegte er, was für ein Schatz es war. Nun würde er immer wissen, ob die Menschen, mit denen er umging, gut oder böser waren.
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